Die (ethische) Grundhaltung der Fragenden
Unsere Grundeinstellung leitet unser Handeln – wer möchten Sie denn sein, wenn Sie fragen?
Fragekompetenz beginnt nicht bei der Technik, sondern bei uns selbst.
Wie Sie auf Menschen, auf Situationen und auf das Leben blicken, ist nicht nur Erfahrung – es ist Entscheidung. Diese innere Grundhaltung tragen Sie vor sich her. Sie beeinflusst, wie Sie denken, wie Sie fühlen, wie Sie sprechen und auch, wie Sie Fragen stellen. Innerhalb der Transaktionsanalyse* wird dies als Bezugsrahmen beschrieben – ein inneres Orientierungssystem, das meist leise im Hintergrund wirkt und doch jeden Schritt lenkt.
Gerade im Gespräch ist dieser Bezugsrahmen wirksam: Er entscheidet mit, wer Sie im Kontakt sind – zugewandt oder zurückhaltend, konfrontierend oder einladend, offen oder festgelegt. Und genau hier liegt die Freiheit: Sie können wählen, mit welcher Haltung Sie einem Menschen begegnen. Nicht irgendwann – sondern jetzt.
In der Transaktionsanalyse spielt dabei die OK-OK Haltung die zentrale Rolle, die zusammengefasst sagt „Ich bin OK, wie ich bin – Du bist auch OK, so wie Du bist“, diese Haltung trennt gleichzeitig die Person bewertungsmäßig von ihrem jeweiligen Verhalten. Die Person als Mensch ist immer wertvoll – jederzeit und bedingungslos. Das Verhalten kann jedoch verschieden gesehen werden. Wie ist es mit einem Mitarbeiter, der an der Arbeitsstätte stiehlt? Der Mensch ist erst einmal OK, doch das Verhalten ist ein grobes Fehlverhalten und recht eindeutig als solches anzusehen. Anders ist es in der Kommunikation, dort ist es meist sehr mehrdeutig im Erleben und der individuellen Bewertung der Gesprächsbeteiligten. Deshalb ist eine (ethische) Grundhaltung in jeder professionellen Kommunikation wünschenswert.
Eine erste gute Wahl ist also die OK-OK Haltung, die ein offenes Mindset für das kommende Gespräch fördert. Ein offenes Mindset bezeichnet eine Geisteshaltung, die durch die Bereitschaft gekennzeichnet ist, für neue Ideen, Informationen und Perspektiven empfänglich zu sein. Und meint auch, objektiv zu sein, anderen Standpunkten zuzuhören und anzuerkennen, was man nicht weiß.
Diese Faktoren werden getragen von einer emotionale Ausgeglichenheit. Wenn Sie gestresst sind, auf dem Weg zu einem wichtigen Konfliktgespräch eine Panne hatten und so emotional schon halb in einem Stresszustand sind, so beruhigen Sie sich erst einmal, um diese Energie nicht ins Gespräch mitzunehmen. Was helfen kann: Sich mal kräftig schütteln und strecken oder eine kurze Atemübung machen oder in ein Kissen schreien oder gar den Termin ganz zu verschieben. Es schadet oft mehr, in einem Zustand von emotionalem Stress oder völlig unausgeglichen in ein Gespräch zu gehen, als nochmal 5 Minuten zu spät zu kommen. Lieber die Verspätung entschuldigen, als eine „schlechte“ Kommunikation aufarbeiten zu müssen.
Auch Richtlinien oder Prinzipien für Kommunikation bieten einen roten Faden. In Organisationen gibt es dafür oft Leitlinien für Kommunikation, im Coaching kann es Richtlinien von Coaching Standards und -verbänden geben. Und dazu gibt es auch die individuellen Ansprüche an ein Gespräch und dessen Verlauf. Einflussnehmende Faktoren können auch Geheimhaltungsvereinbarungen oder benannte Tabu-Themen sein.
Richten Sie sich an den für Sie passenden ethischen Werten und Prinzipien aus, die für die anstehende Kommunikation wichtig sind. Was möchten Sie fördern? Was möchten Sie vermeiden? Wie soll der Rahmen des Miteinanders sein?