Textauszug aus Taschenbuch, Seite 95 folgende
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Ressourcenorientierte Fragen
Ressourcenorientierte Frage zeigen mögliche unterstützende Hilfsmittel für Menschen, um Situationen zu meistern und Dinge zu tun. Dies können innere oder auch äußere Ressourcen sein. Ressourcen sind grundsätzlich immer vorhanden, jedoch nicht immer zugänglich.
Der Begriff Ressource wird umgangssprachlich in unterschiedlichsten Zusammenhängen und stellenweise inflationär gebraucht. Im Kontext Systemischer Fragen wird als Ressource Folgendes verstanden: Im weiteren Sinne sind Ressourcen all das, was darin unterstützt, Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen. Dies können Ressourcen im Äußeren sein, wie Menschen, das soziale Netzwerk, Communitys, Orte oder auch Gegenstände. Innere Ressourcen sind alle Stärken und Möglichkeiten, die der Mensch schon in sich trägt. Diese werden auch als innere Wirkfaktoren bezeichnet (Grawe, 1998). Dies passt für ressourcenorientierte Fragen sehr gut, denn die gewünschte Wirkung zu erreichen ist das Ziel ressourcenorientierter Fragen.
Für Ressourcen stehen beispielsweise innere motivationale Merkmale wie: Ziele, Wünsche, Abneigungen, Interessen, Überzeugungen, Werte, Wissen, Bildung, Fähigkeiten, Interaktionsstile oder auch äußere physische Merkmale wie Aussehen, Kraft, Ausdauer, finanzielle Möglichkeiten (Grawe, 1998; Storch & Krause, 2002). Im Zürcher Ressourcen Modell (ZRM®), wird die Definition wie folgt auf den Punkt gebracht: Demnach gilt als Ressource alles, was gesundheitsfördernde neuronale Netze aktiviert und entsprechende Ziele fördern hilft (Storch & Krause, 2002).
Die Fragen nach Ressourcen zielen darauf ab, Ihr Gegenüber zu aktivieren. Sie fragen nach dem, was gut tut, was hilft und was positiv unterstützend ist. Und führen somit die Richtung weg vom Problem, packen hilfreiche Ressourcen mit ein, um in Richtung Lösung zu gehen.
Sie fragen danach:
- Was an Hilfsmitteln schon vorhanden ist,
- wer oder was ein Vorhaben unterstützen kann,
- was positives Erleben aktiviert und fördert,
- welche Erfolge es bereits gab,
- wie und womit Sie sich für mein Vorhaben motivieren können.
Als Beispiel denken Sie an eine Mitarbeiterin, die eine schwierige Aufgabe in einem konfliktbehafteten Team übernommen hat. Sie hat aktuell keine Ideen und auch keine Energie mehr, um voranzugehen, Ihrer Aufgabe gerecht zu werden, als auch den Konflikt zu lösen. Sie fühlt sich in einer Art Sackgasse und ist entmutigt.
Um in diesem Fall zu unterstützen, können Sie beispielsweise wie folgt ressourcenorientiert fragen:
- Was brauchen Sie als Stärkung, um wieder mehr Energie zu bekommen?
- Wer hat Sie bereits in dieser speziellen Fragestellung unterstützen können?
- Wenn Sie jetzt an Ihr Team denken: Worauf können Sie sich in Bezug auf Ihr Team verlassen?
- Was macht Ihnen (am meisten) Spaß in Ihrer Tätigkeit?
- Worin sind Sie besser als andere?
- Welche Fähigkeit haben Sie jetzt schon, welche Sie für die anstehenden Themen brauchen?
- Ich möchte Ihre Lebenserfahrung einbeziehen: In welchen Situationen konnten Sie gelassen mit vergleichbaren Themen umgehen?
- Wenn Sie jetzt alle Ihre Lebenserfahrung greifbar hätten, was wäre jetzt besonders hilfreich?
- Was würde ihr größter Befürworter jetzt zu Ihnen sagen?
Gerade in blockierenden Zuständen ist es wichtig, Ressourcen zu aktivieren. Dies kann durch Lenken der Aufmerksamkeit auf Stärken und Chancen oder generell auf positive Empfindungen geschehen. Je nach professioneller Konstellation können Sie auch nach Erinnerungen fragen, als sich die Person stark und mutig fühlte. Oder auch gemeinsame Erinnerungen aktivieren, die positiv sind und in denen Sie ähnliche Schwierigkeiten gemeinsam überwunden haben. Stellen Sie die damaligen Wirkfaktoren heraus. Wussten Sie schon, dass schon ein Lächeln über eine positive Erinnerung dazu beitragen kann, einen emotional angespannten Zustand zu lösen?
Die Wunderfrage
Die Wunderfrage (De Shazor, 1988) ist eine ganz besondere Frage unter den lösungsorientierten Fragen. Im Original lautet diese:
- Angenommen, es würde eines Nachts, während Sie schlafen, ein Wunder geschehen und Ihr Problem wäre gelöst. Wie würden Sie es merken? Was wäre anders? Wie wird Ihr Umfeld davon erfahren, ohne dass Sie ein Wort sagen? (De Shazor, 1988)
Die Wunderfrage aktiviert Kreativität. Auch wenn vermutlich die meisten Erwachsenen nicht an Wunder glauben, ist es eine verlockende Vorstellung, wenn das Problem einfach weg wäre. Und genau so funktioniert diese Frage.
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