Fragen für Coaching, Beratung, Führung, Teamwork und klärende Kommunikationssituationen
– Systemische Fragen –
– Systemische Fragen –
Gute und zielführende Fragen gehören in jeden Werkzeugkoffer eines Coaches, Beraters, sowie jeder Persönlichkeit, welche eine Führungsrolle inne hat und die Koordination von Menschen und Teams verantwortet.
Gute Fragen setzen voraus, dass der/die Fragende eine offene und zugewandte Haltung des Zuhörers einnimmt und bereit ist, die Antwort abzuwarten. Meint auch, aktiv zuzuhören und ein offenes Mindset einzunehmen, welches erlaubt neue Ideen und Sichtweisen annehmen zu können.
Diese Art von Fragen sind zielführend. Die Fragen folgen einem Ziel innerhalb der Situation und fördern die Klarheit über die Situation für die darin involvierten Menschen.
Fragen sind in keiner Weise “harmlos” und es bedarf auch einem gekonnten und ausgewogenen Verhältnis in der Kommunikation. Es geht nicht darum ein “Loch in den Bauch zu fragen”, sondern wohl dosiert und produktiv eine Situation in einem bestimmten Kontext zielführend und sinnvoll zu gestalten.
In meinem Beitrag stelle ich ein eine ausgewählte Vielfalt an systemischen Fragen zur Verfügung.
Viel Spaß beim Lesen… und Fragen.
…sind offene oder halb-offene Fragen. Systemische Fragen haben das Ziel, neue Lösungswege aufzutun, neue Perspektiven zu eröffnen, Gesprächspartner*innen zu aktivieren und zum Nachdenken anzuregen, sowie eingefahrene Denkmuster zu verlassen. Diese Fragetechnik ist besonders gut geeignet, Verhaltensweisen zu reflektieren, Fähigkeiten weiterzuentwickeln und Ressourcen zu aktivieren. Systemische Fragen beziehen sich auf das Umfeld, den Rahmen beziehungsweise auf das System, in dem jemand agiert.
Die systemischen Fragen “fragen nicht nach den Dingen, sondern nach der Beobachterin der Dinge, sie fragen nicht nach Eigenschaften, sondern nach Beschreibungen und Verhaltensunterschieden (wer mehr? wer weniger?), sie fragen nicht danach, was ist, sondern was beschrieben wird und was mögliche andere Beschreibungen sein könnten.” (nach Schlippe/Schweitzer, 2016)
[Quelle: Lehrbuch der systemischen Therapie und Beratung I, Artist von Schlippe, Jochen Schweitzer (2016)]
Eine Grundannahme, welche hinter systemischen Fragen steht: Jeder Mensch konstruiert sich seine Wirklichkeit. In sozialen Systemen – somit auch in Unternehmen – gibt es unterschiedliche Wirklichkeitskonstruktionen und somit unterschiedliche Konstruktionen davon, wie die “Realität” ist.
Systemische Fragen machen diese Konstruktionen sichtbar, um sie dann zu verändern. Sie fragen nach dysfunktionalen Strategien im Denken, Fühlen und Verhalten, um diese in eine produktive, gesunde und funktionale zu verändern.
…fragen nach Annahmen, Hypothesen über den Status Quo hinaus. Laden ein, über den “Rand des Problems” hinauszudenken, zielfördernde Möglichkeiten in Gedanken durchzuspielen und den Horizont zu erweitern.
…fragen nach einer weiteren Perspektive und laden somit ein, sich in die Sichtweise eines anderen hineinzuversetzen. Dies erweitert eingeschränkte oder sogar eingefahrene Wahrnehmungen und relativiert bestehende Perspektiven. Sie beziehen das Umfeld oder Teile des Systems in die Frage mit ein. Zirkuläre Fragen werden auch triadische Fragen genannt.
…fragen nach möglichen Lösungsansätzen, ohne Ratschläge zu erteilen. Aktivieren Lösungsenergie, fragen nach Perspektiven und Schritten in Richtung Lösung. Lösungsorientierte Fragen wenden die Aufmerksamkeit weg vom Problemdenken hin zum Lösungsdenken, frei nach Steve de Shazer: “Problem talk creates problems, solution talk creates solutions”.
…fragen nach dem was hilft entsprechende Ziele zu fördern, aktivieren Unterstützungsmöglichkeiten.
Ressourcen sind alles, was darin unterstützt eine Herausforderung erfolgreich zu bewältigen: Kompetenzen, Fähigkeiten, Wissen, positive Erfahrungen, Menschen und das soziale Netzwerk, Erinnerungshilfen, Dinge, Orte, Motivation & Energie.
Im Zürcher Ressourcen Modell (ZRM) gilt als Ressource alles, was gesundheitsfördernde neuronale Netze aktiviert und entsprechende Ziele fördern hilft.
…fragt in die Zukunft, wenn die Lösung schon längst erfolgt ist. Lädt ein, sich dies vorzustellen und so die Lösungsfindung “rückwärts” anzuregen. Sie gehört im weiteren Sinne zu den hypothetischen Fragen, Sie nutzt den “als-ob Rahmen”. Dies meint so zu tun, als wäre die Lösung bereits eingetreten (nach Steve de Shazor) und sich so auch emotional in den Zielzustand hineinzuversetzen.
…fragen nach Zuständen und Vergleichen, um Informationen zu erfragen, die in der Realität nicht oder nur schwer messbar sind. Sie fragen auch nach dem subjektiven Empfinden, einer inneren Bewertungsskala des Empfindens und ermöglichen Differenzierungen. Sie helfen auch, um von schwarz/weiß- oder gut/schlecht-Denken wegzukommen.
…fragen danach, wie jemand seine Sichtweise aufbaut, welche Glaubenssätze dahinter stehen (können), woher bestimmte Denkweisen rühren. Sie hinterfragen den Bezugsrahmen. Diese Art der Fragen kann auf blinde Flecke aufmerksam machen und hilft den Gesprächspartner innerhalb seiner Wirklichkeitskonstruktion zu verstehen.
…zielen darauf ab, Unterschiede zu bilden und auf Ausnahmen oder Veränderbarkeit hinzuweisen. Im Unterschied zu Skalierungsfragen werden mit Vergleichsfragen generelle Unterschiede hinterfragt, diese jedoch auf einer abstrakteren Ebene.
Paradox bedeutet widersprüchlich. Paradoxe Fragen stellen das Problem auf den Kopf, indem Sie nach dem Gegenteil der Lösung fragen und “ver-rücken” so die Perspektive. Sie zielen auch darauf ab, eine Erkenntnis zu fördern: Wer ein Problem erzeugen kann, der kann es auch wieder lösen” und bringen oft etwas Humor ein eine Sache.
In der Praxis bringen dies paradoxen Fragen den Klienten dazu, sich den “worst case” oder die finale Eskalation auszumalen und lösen damit entscheidende mentale Gegenreaktionen aus.
… fragen in humorvoller provokanter Weise nach und regen so zum Nachdenken an. Sie hinterfragen auf wertschätzende und konfrontierende Art Widersprüche und wie mein Gesprächspartner*in mit den Aussagen den Sinn oder die Selbsterklärung konstruiert. Hier ist es umso wichtiger gut im Kontakt zu sein und eine vertrauensvolle Basis innerhalb der Gesprächsbeziehung zu haben. Und im Sinne der TA einen Vertrag geschlossen zu haben, solche Fragetechniken verwenden zu dürfen.
…fragen nach den Auswirkungen und Gesamtzusammenhängen im aktuellen Kontext. Sie unterstützen negative und auch positive Folgen einer Lösung aufzeigen, um zu einer Entscheidungsfindung zu verhelfen oder auch ein Problem innerhalb der angestrebten Lösung aufzuzeigen.
Quellen:
von Schlippe, Artist & Schweitzer, Jochen (1996): Lehrbuch der systemischen Therapie und Beratung (6. Auflage). Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Simon, Fritz B. (2006): Einführung in Systemtheorie und Konstruktivismus (5. Auflage). Heidelberg: Carl-Auer.
Kontaktieren Sie mich unverbindlich!
Karin Reuter ist IT Projektmanagerin, zertifizierte Coach, Heilpraktikerin für Psychotherapie, Transaktionsanalytische Beraterin, Change Pracitioner, Autorin und begleitet seit Jahren Ihre Kunden in den unterschiedlichsten Entwicklungs- und Veränderungsprozessen.
Für Fach- und Führungskräfte, Coaches & Berater
#Fragetechnik #GuteFragen #SystemischeFrage #Coaching #PersönlicheEntwicklung #Wachstum #GuteKommunikation #AktivesFragen #Kommunikationstechnik #Sprachegestalten #Werfragtderführt #Freudeamlernen #ZirkuläresFragen #Fragen