Nutzung achtsamer, ressourcevoller Sprache
In diesem Artikel biete ich Impulse an, die eigene Sprache ressourcevoller zu gestalten und für sich selbst positiver und fördernd zu nutzen. Belohnt wird dies mit einer produktiveren Kommunikation und mit mehr positiven Gefühlen. Und vom Guten darf es ruhig etwas mehr sein.
Achtsame Sprache…
…bedeutet Wörter, Sprache und Stilmittel bewusst einsetzen, um Sprache produktiver, kraft- und ressourcevoller zu gestalten. Achtsame Sprache bedeutet auch, sich bewusst dafür zu entscheiden, die Sprache gestalten zu wollen. Achtsame Sprache wird unterstützt durch eine Verbindung zum Hier & Jetzt und der Wahrnehmung von dem was tatsächlich ist (und weniger davon, was ich denke, was ist).
Sprache als Basis für Veränderung
Unsere Sprache wirkt auf unser Denken, Fühlen und auch Verhalten. Wir können mit Sprache uns selbst und auch andere beeinflussen. Wie wir unsere Worte wählen hat auch eine Wechselwirkung auf uns selbst. Unsere Worte spiegeln auch das wider, was wir über uns, die anderen und die Welt denken.
Und wir können Sprache dazu nutzen uns selbst positiv zu beeinflussen und auch Veränderungen zu fördern.
Vieles hat schon im Kleinen Auswirkungen auf unser Gehirn, unser Denken, Fühlen und auch Verhalten.
Meine Anregungen dazu in diesem Beitrag:
Statt jammern oder meckern, lieber aktiv werden und selbst gestalten
Sich-aufregen, jammern oder meckern führt in negative Gefühle, in ungute Zustände. Jammern führt zudem in die Opferrolle und durch das Klagen verändert sich nichts. Doch es gilt auch zu bemerken: Durch jammern oder sich-aufregen bekommen wir von anderen Aufmerksamkeit und Zuwendung. Doch da jammern keine Lösungsenergie enthält, bleibt derjenige emotional an diesem Punkt stecken und es ist unproduktiv. Ist es tatsächlich sinnvoll Energie darauf zu verwenden?
Wenn es sich lohnt, sich aufzuregen oder zu jammern, dann gehen Sie lieber zu dem über, was Sie tatsächlich tun und so verändern können.
- Meiden Sie Menschen, die gerne jammern, sich-aufregen und meckern. Diese Menschen sind Energie-Vampire. Jammern und klagen ist oftmals ansteckend und wird gesellschaftlich gerne als das kollektive Spiel “Empörung” gespielt. Doch es bindet destruktive Energie und führt zu nichts. Wenn Sie diese Menschen nicht meiden können, dann lenken Sie im Beisein dieser Menschen das Gespräch bewusst auf andere Themen.
- Konzentrieren Sie sich auf das was sie (lieber) möchten und wie Sie dies erreichen können. Jammern bietet kurzfristige Entlastung, doch beinhaltet keine produktive Energie. Es ist Energieverschwendung. Nutzen Sie Ihre Energie lieber, aktiv nach Lösungswegen zu suchen. Dann verspüren Sie Hoffnung und bekommen wieder Kontrolle über Ihr Leben. Loben Sie sich für jeden kleinen Schritt, den Sie vorankommen.
- Entscheiden Sie sich bewusst dafür, nach den Dingen in Ihrem Leben zu schauen, die gut sind. Womit sind Sie zufrieden? Was entspricht Ihren Vorstellungen und Werten? Wofür können Sie dankbar sein? Dann werden Sie auch die damit verknüpften positiven Gefühle wie z.B. Freude, Zufriedenheit und Dankbarkeit spüren.
Reflexionsfrage: Gibt es Themen, über die ich mich regelmäßig aufrege? Und bleiben diese so, wie sie sind? Macht es mir in irgendeiner Weise Spaß mich darüber aufzuregen? Selbst wenn Sie hier mit “ja” antworten, es bringt Ihnen nur kurzfristige und keine echte Befriedigung. Gerade diese Wiederholungsthemen entziehen Ihnen Energie und führen nicht zu zufriedenstellenden Ergebnissen.
Gehen Sie zur Handlung über: Sie können entscheiden, dies sein zu lassen oder es zu ändern. Wenn Sie die Sache nicht ändern können, so können Sie dennoch die Haltung dazu verändern.
Statt sich-entschuldigen, lieber Danke sagen
Hier ist nicht das angemessene Entschuldigen für etwas bestimmtes gemeint, sondern die Wortwahl oder Floskeln, die im Alltag genutzt werden. Diese sind oftmals übernommen und gelten manchmal sogar als Höflichkeitsform.
Doch dieses Entschuldigen führt dazu, sich klein zu machen. Ein „Danke“ stattdessen, ändert die Weise über sich selbst zu denken und etwas an den anderen zurück zu geben.
Ein paar Beispiele, wie ein „Danke“ statt einer Entschuldigung angewandt werden kann:
- Statt “Sorry, dass ich Dich damit belaste” lieber “Danke, dass Du mir zuhörst”
- Statt “Das ist ja schade, dass Du dies so lange fertig machen musstest” lieber “Danke Dir, dass Du länger gearbeitet hast und es nun fertig ist”
- Statt “Sorry, dass Du da hineingezogen wurdest” lieber “Ich bin dankbar, dass Du Dich für mich eingesetzt hast”
- Statt “Entschuldige die Verspätung” lieber “Danke, dass Du auf mich gewartet hast”
Probieren Sie es aus, die Macht von einem “Dankeschön” ist oft unterschätzt!
Fördernde Sprache oder “Sag’s positiv”
Verneinungen sind nicht hirngerecht. Das Wort “nicht” kann unser Gehirn NICHT verarbeiten. Oder andersherum gesagt: Verneinungen verwirren unser Gehirn. Es braucht beim Verarbeiten länger, wenn im Satz eine Negation vorkommt.
Stellen Sie Ihre Aussagen einfach positiv dar. Sie werden überrascht sein, wie einfach und erfolgreich Ihre Mitteilungen sein können und wie Ihr Umfeld positiv darauf reagiert. Sie werden wesentlich weniger Missverständnisse in der Kommunikation erleben und mehr Freude mit Ihrer Art zu kommunizieren haben.
Hier ein paar Beispiele, wie negative zu positiven Formulierungen gemacht werden:
- Statt “Lauf nicht auf die Straße” lieber “Stopp, bleib stehen!”
- Statt “Wir dürfen diesen Kunden nicht verlieren” lieber “Der Kunde ist wichtig für uns. Erarbeitet einen Plan, dass es für den Kunden attraktiv ist weiterhin mit uns zusammen zu arbeiten.”
- Statt “Ich will mich nicht mehr ärgern” lieber “Ich bleibe gelassen, trotz der Situation”
- Statt “Alle Achtung, das war nicht schlecht!” lieber “Alle Achtung, das war richtig gut!”
Und zum Abschluss: Denken Sie jetzt nicht an einen rosa Elefanten! ;-)
Statt Worte der Notwendigkeit, lieber Möglichkeiten nutzen
Worte wie “soll” oder “muss” üben per se schon einen gewissen Druck aus. Je mehr diese verwendet werden, desto eher und mehr Druck üben sie aus. Und es gibt durchaus Dinge, die wir tun MÜSSEN. Doch auch hier ist die Wortwahl eine Stellschraube für unsere inneren Zustände. Achten Sie einmal darauf, wie oft Sie selbst Wörter wie “müssen” oder “soll” verwenden. Oftmals muss es nicht so formuliert sein.
Spüren Sie folgenden Sätzen nach:
- “Ich muss noch meine Steuererklärung machen, sonst bekomme ich Ärger mit dem Finanzamt.”
- Und jetzt “Es ist sinnvoll bald meine Steuererklärung zu machen, damit ich in dem Zeitrahmen für die Abgabe bleibe”.
Was fühlt sich besser an?
Weitere Beispiele, wie Sie sich über Sprache entlasten und Möglichkeiten schaffen können:
- Statt “Ich muss abnehmen” lieber “Ich möchte abnehmen, um…”
- Statt “Ich muss noch den Kunden anrufen” lieber “Ich rufe heute noch den Kunden an”
- Statt “Ich sollte jetzt wirklich gehen” lieber “Ich bleibe noch 15 Minuten, um unser Gespräch zu beenden, dann gehe ich”.
- Statt “Man sollte in Corona-Zeiten vernünftig sein” lieber “Ich habe für mich entschieden, dass ich die aktuellen Corona-Regeln einhalte”
Oft wird das Wort “soll” oder “muss” nicht gebraucht und kann einfach weggelassen werden. Sie haben die Möglichkeit zu gestalten: Formulieren Sie wie es für Sie passt, übernehmen Sie die Verantwortung für die Wortwahl und spüren Sie das Ergebnis.
Übung “Wortfasten”
Auch eine gute Übung ist “Wortfasten”. Verzichten Sie bewusst und übungshalber eine Zeitlang auf Stacheldraht- oder Reizwörter, Killerphrasen oder Weichmacher, wie “eigentlich” oder auch “aber”, was sich gut durch “und” ersetzen lässt. Weniger ist hier mehr!
Spüren Sie den beiden verschiedenen Sätzen nach, die einmal mit und dann wieder ohne das Wort “eigentlich” formuliert sind:
-
- “Eigentlich möchte ich nicht ins Kino.“
- Und nun den Satz so formuliert “Ich möchte nicht ins Kino.“
Was fühlt sich kraftvoller an?
Wie bei so vielem gilt: Übung macht den Meister. Suchen Sie sich anfangs nur einen Punkt heraus und beginnen diesen umzusetzen, zu üben. Frei nach dem Motto “Es gibt nichts Gutes, außer man tut es”.
Sie können nur gewinnen, fangen Sie gleich an!
Gerade in Coaching, Beratung und Therapie ist die Wortwahl sehr entscheidend, wenn es darum geht, den Klienten zu fördern und Lösungsenergie freizusetzen.
Es ist auch mal nötig, zu klagen oder sich zu entschuldigen. Etwas negativ auszudrücken und ein “muss” zu akzeptieren. Auch ein “eigentlich” kann in einer Situation des Abwägens genau diese Position ausdrücken. Es geht weniger darum, dies als allgemeine Regeln oder best practice zu sehen, sondern vielmehr die eigene Sprache bewusst und gezielt einzusehen. Und das, was weniger ausgeprägt ist zu trainieren.
Viel Spaß dabei!
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- Über die Autorin:
Karin Reuter ist IT Projektmanagerin, zertifizierte Coach, Heilpraktikerin für Psychotherapie, Transaktionsanalytische Beraterin, Change Pracitioner, Autorin und begleitet seit Jahren Ihre Kunden in den unterschiedlichsten Entwicklungs- und Veränderungsprozessen.
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