Die Kopfstandmethode oder Kopfstandtechnik
…ist eine Kreativitätstechnik zur Problemlösung und Ideenfindung. In dieser Art Brainstorming wird das Problem zuerst einmal auf den Kopf gestellt und bedeutet so eine veränderte Herangehensweise an das Thema.
Die Kopfstandmethode, auch „Reverse Brainstorming“ genannt, nutzt eine Fähigkeit, die vielen Menschen besonders leicht fällt: Fehler und Probleme erkennen, katastrophal denken.
Der Vorteil dabei ist, dass in einer neuen Art und Weise über das Thema nachgedacht wird. Gerade für stockende Prozesse ist es hilfreich, erst einmal den schlimmsten Fall zu modellieren und diesen dann umzudrehen, um daraus Erkenntnisse zu ziehen.
Die Kopfstandtechnik kann sowohl in Einzelarbeit, im 2er Setting als auch in Gruppen angewandt werden.
So funktioniert es:
Aufgabenstellung klären & Fragestellung formulieren
Nehmen Sie Ihre Aufgabenstellung ins Visier und machen Sie sich die dazugehörige Fragestellung klar, z.B. „Wie kann ich meine Team-Sitzungen effektiver gestalten?“. Wichtig ist hierbei, dass Sie aus Aussagen eine Frage formulieren.
Notieren Sie diese Fragestellung auf ein DIN-A4-Blatt oder Flipchart.
Nun verdecken Sie dieses Blatt erst einmal und legen es zur Seite.
Kopfstand machen – Ideen zur negierten Fragestellung sammeln
Im nächsten Schritt stellen Sie das Thema auf den Kopf und modellieren nun das passende Worst Case Szenario dazu, z.B.: „Was kann ich tun, damit meine Team-Sitzungen katastrophal verlaufen?“.
Notieren Sie auch diese Fragestellung auf einem DIN-A4-Blatt oder Flipchart und hängen / legen es in Sichtweite der arbeitenden Person(en).
Sie generieren Ideen, die das schlimmste anzunehmende Szenario, die negative Fragestellung unterstützen, z.B.:
- Schlechten Umgangston wählen
- Keine Agenda erstellen / versenden
- Zeit zu knapp planen
- Völlig unvorbereitet in den Termin gehen
- Falsche Teilnehmer einladen oder wichtige Personen in der Einladung weglassen
- Unpassende Location auswählen
- …
Seien Sie nun überzeugt, mit dieser Herangehensweise ist der Misserfolg garantiert.
Notieren Sie alle Ideen, am besten auf Moderationskarten o.ä.. Hängen oder legen Sie diese nun zu der negativen Fragestellung.
Beispiel:
Aus dem Kopfstand zurück – die Ideen ins positive Kehren
Sehen Sie sich alle ihre negativen Ideen zur auf den Kopf gestellten Fragestellung an. Formulieren Sie diese nun ins Gegenteil, ins positive, passend zum Meeting Beispiel:
- Ich gehe in ruhig ins Meeting und begrüße freundlich die Runde
- Ich formuliere die Agenda zum Meeting und plane für jeden Punkt die benötigte Zeit ein
- Aus der Agende lässt sich die Dauer der Sitzung ableiten.
- Ich notiere die Punkte zur Vorbereitung, wie benötigte Unterlagen, meine eigene Vorbereitung, sortiere meine Haltung zu kritischen Punkten…
- Ich benötige für dieses Meeting folgende Personen: …; diese lade ich ein
- Ich suche einen Meeting-Raum, in dem alle ausreichend Platz haben und biete alternativ eine Remote-Einwahl an, um auch entfernte Kollegen involvieren zu können.
Notieren Sie nun alle konstruktiven Ideen, welche kommen. Hängen oder legen diese zur ursprünglichen Fragestellung.
Tipp: In der erarbeiteten Übersicht ist es hilfreich nochmal zu prüfen, ob alle Ideen auch realistisch umsetzbar sind und möglichst im eigenen Handlungsspielraum liegen.
Auch wenn nicht zu allen negativen Punkten ein neuer Lösungspunkt erarbeitet werden kann, so kommen sehr viele hilfreiche und wertvolle Ideen dabei raus.
Fragestellung & Lösungen zusammenführen
Zuletzt hängen oder legen die erarbeiteten Lösungen zur ursprünglichen Fragestellung. Sie werden nun erkennen, was gut zusammenpasst, haben ein gesamtheitliches Bild von Fragestellung + den erarbeiteten Lösungen und möglicherweise kommen nun weitere Ideen dazu.
Am Ende sehen Sie nur die ursprüngliche Fragestellung mit allen dazu erarbeiteten Ideen und Lösungen. Die negativ formulierten können weg.
Tipp: Je nach Problemstellung kann es sogar hilfreich sein, diese rituell zu entsorgen oder zu schreddern, o.ä..
Beispiel:
Wussten Sie auch…
Diese Methode funktioniert auch in der Gruppe und bietet so viel kreatives Potential zur Ideenfindung und um gemeinsam Probleme zu lösen. Zudem macht die Gruppenarbeit meist sehr viel Spaß und fördert den Zusammenhalt in der Gruppe.
Diese Methode erfordert kein Vorwissen oder viel Erklärung und ist mit einem angemessenen Zeitbedarf durchführbar. Die Durchführung der Methode ist je nach Aufgabenstellung und Gruppengröße in 30 – 60 Minuten durchführbar.
Einsatzgebiete:
- Bei festgefahrenen Problemstellungen, sowie wiederholt aufkommenden Killerphrasen
- Bei negativer Gruppendynamik
- Bei trägen und ergebnislosen Arbeitsprozessen
- Wenn beim Brainstorming keine Ergebnisse mehr erzielt werden, die Ideen ausbleiben
- Als Übung, um Kreativität zu fördern und neue Denkprozesse auszuprobieren.
Die Quelle dieser Methode ist mir unbekannt, ich habe diese in einer meiner zahlreichen Weiterbildungen erlernt. Nach Recherche wird Edward de Bono (englischer Arzt und Kognitionswissenschaftler) mit der Entwicklung dieser Methode in Verbindung gebracht. Diese wird auch als Reverse Brainstorming oder “Reversal” beschrieben.
Die Kopfstandmethode ist ein hilfreiches Modell, welches ich gerade in stockenden Beratungs-, Coachings oder auch Workshop-Situationen nutze. Sie kann ebenso in Team-bildenden Maßnahmen verwendet werden oder als Übung zur Kreativitätsfindung.
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- Über die Autorin:
Karin Reuter ist IT Projektmanagerin, zertifizierte Coach, Heilpraktikerin für Psychotherapie, Transaktionsanalytische Beraterin, Change Pracitioner, Autorin und begleitet seit Jahren Ihre Kunden in den unterschiedlichsten Entwicklungs- und Veränderungsprozessen.
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